Zum 15. Mal wurde gestern der expopharm Medienpreis verliehen. Damit will Europas größte und bedeutendste Fachmesse für den Apothekenmarkt die fundierte und dabei auch durchaus kritische Berichterstattung rund um die Apotheken fördern. Zahlreiche Journalisten hatten hierzu Beiträge in den Wettbewerb eingereicht, die in vielen deutschen Leitmedien publiziert wurden.

In der Kategorie Apotheke in Politik und Wirtschaft ging der expopharm Medienpreis an Dr. Tobias Kaiser. Am 25. November 2018 wurde in der Welt am Sonntag sein Beitrag „Zum Impfen in die Apotheke“ veröffentlicht. Darin greift er die Frage auf, ob Pharmazeuten in Zeiten fehlender Ärzte neue Aufgaben übernehmen sollen. Schwerpunktmäßig geht es um das von Gesundheitsminister Jens Spahn ins Spiel gebrachte Impfen durch Pharmazeuten. Doch Dr. Kaiser kann sich auch noch viele weitere neue Dienstleistungen der Apotheken vorstellen. In Zeiten der Telemedizin sei es beispielsweise durchaus denkbar, dass ein Arzt im Rahmen einer Fernbehandlung seine Patienten zur Urinprobe oder Blutabnahme in die nächstgelegene Apotheke schickt. Den derzeitigen Widerstand der Ärzteschaft sieht Dr. Kaiser dabei als temporäres Phänomen. Zumindest dann, wenn es den Kassenärztlichen Vereinigungen nicht gelänge, alle Praxen in ländlichen Gebieten zu besetzen, würde dieser bröckeln. Dann wären die Ärzte nach seiner Meinung sogar dankbar, wenn Apotheker ihnen einen Teil der Arbeit abnähmen. Als Unterstützung für seine These führt der Autor zahlreiche Länder in verschiedenen Kontinenten an, in denen nicht nur das Impfen, sondern auch weitere Dienstleistungen wie selbstverständlich und ohne Komplikationen durch Apotheken übernommen werden. Es sei zwar nicht das Ziel der Apotheker, den Ärzten ihre Kompetenz streitig zu machen. Sie seien aber sehr wohl dazu bereit, in Absprache mit den Medizinern neue Aufgaben zu übernehmen.

Dirk Gilson erhielt den expopharm Medienpreis in der Kategorie Apotheke und Verbraucher für eine für den WDR 5 produzierte Multimedia-Reportage „Auf der Spur der Fälscher – Apotheker kämpfen gegen gefährliche Arzneimittel in Kamerun“. Laut WHO ist in Entwicklungsländern im Schnitt jedes zehnte Medikament gefälscht, recherchierte der Autor für seine Web-Doku, die erstmals am 20. Juni 2018 auf wdr.de publiziert wurde. Für seinen ausgezeichneten Beitrag beschreibt Gilson das Forschungsprojekt des Pharmazeuten Simon Schäfermann von der Universität Tübingen, der im Rahmen seiner Promotion gemeinsam mit Kollegen aus Kamerun über gefälschte und minderwertige Arzneimittel forscht. In Kamerun, einem Hotspot dieses Problems, werden diese sowohl vereinzelt in Apotheken als auch besonders auf Schwarzmärkten verkauft. Weltweit gehen jedes Jahr 140.000 Menschenleben auf das Konto dieser Plagiate. Die Apotheker kauften knapp 300 Medikamente auf sechs Schwarzmärkten und in 18 zugelassenen Apotheken. Einem Drittel der Produkte musste mangelhafte Qualität attestiert werden. Manche waren sogar komplett ohne Wirkstoff. Der Beitrag von Dirk Gilson liest sich nicht nur wie ein Krimi. Er zeigt, dass das Engagement junger Forscher die Arzneimittelsicherheit für die Patienten nachhaltig verbessern kann – sowohl in Deutschland als auch in Ländern, die auf die Hilfe der Industrienationen angewiesen sind.

In der Kategorie Pharmazie und Forschung ging der expopharm Medienpreis an Beate Frenkel, deren Dokumentation „Pillen, Pulver Wunderheiler – das Geschäft mit der Alternativmedizin“ am 6. Februar 2019 im ZDF ausgestrahlt wurde. Darin ging es nicht nur um radikale Impfgegner, die von der WHO inzwischen als globale Bedrohung erklärt wurden. Die Autorin lässt auch keinen Zweifel an ihrer Haltung zu selbsternannten Wunderheilern, die sie als Scharlatane bezeichnet. Mit Verschwörungstheorien und Panikmache würden sie den Boden für ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber der Pharmaindustrie, den Ärzten und den Medien bereiten. Wissenschaftliche Fakten würden als Fake-News abgetan und eben durch Verschwörungstheorien vermeintlich entlarvt.  Die einen machen damit Geschäfte, die anderen sorgen dafür, dass eigentlich längst ausgestorben geltende Krankheiten nun wieder zu Todesopfern führen. Der Beitrag gibt ein mutiges und absolut notwendiges Zeugnis ab für wissenschaftliche Erkenntnisse und die journalistische Pflicht zur Aufklärung der Leser, Zuschauer und Hörer.

Die Verleihung des expopharm Medienpreises fand im Düsseldorfer Apollo-Theater statt. Der Wettbewerb wurde von der DKV und der Messe Düsseldorf unterstützt.

 

Pressekontakt:
Elmar Esser
E-Mail: presse@expopharm.de

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